Gegen den Abstiegskandidaten Bonn haben die Rot-Weissen zu Hause nach einem Blackout verloren, gegen den Tabellennachbarn Wattenscheid danach wegen einer katastrophalen Schlussphase. Doch die Partie gegen den Titelanwärter KFC Uerdingen toppte das Ganze noch hoch drei. Die Partie schien entschieden, die Fans feierten bereits, RWE führte mit 2:0. Doch innerhalb von gut einer Minute erzielte Uerdingen den Ausgleich. 2:2 - wieder mit der allerletzten Aktion. Unglaublich.
Von einem Flutlichtspiel an der Hafenstraße schwärmen für gewöhnlich alle Klubs in der Regionalliga. Super Atmosphäre, tolle Kulisse, da kommt man doch gern nach Essen. Und derzeit, so könnte man unverfroren ketzern, kommt man ja auch gern, weil es etwas zu holen gibt bei den Rot-Weissen, die auch in dieser Spielzeit keine Heimstärke entfalten können. Und von der hitzigen Atmosphäre früherer Tage ist tatsächlich derzeit nicht viel geblieben.
Zweimal in Folge haben die Roten nun schon verloren, unglücklich zwar, aber unter dem Strich haben die Gastgeber ihr Scherflein dazu beigetragen. Man durfte gespannt sein sein, wie die Essener nun reagieren würden gegen einen Gegner, der sich den Titelgewinn vorgenommen hat. Trainer Argirios Giannikis stellte sein Team nur auf einer Position um, für Nico Lucas rutschte Timo Brauer in die Startelf, das war’s schon.
Der Uerdinger versuchten sofort die Initiative zu ergreifen. Sie wirkten in den ersten Minuten kompakter und ballsicherer. Doch es war nicht zu übersehen, dass sich die Gastgeber etwas vorgenommen hatten nach dem Debakel gegen Wattenscheid. Sie standen dicht gestaffelt und suchten energisch die Zweikämpfe und stellten sich dabei auch geschickt an. Uerdingen kam häufiger einen Tick zu spät und verursachten zahlreiche Freistöße.
Als die Roten wieder einmal den Ball erobert hatten, schob Kevin Grund den Ball zu Benjamin Baier, der ungehindert aus gut 20 Metern abzog. Wie ein Strich zischte die Kugel ins Netz zum 1:0, begleitet vom Frust der letzten Spiele.
Uerdingen versuchte cool zu bleiben, KFC-Trainer Michael Wiesinger indes war alles andere als gelassen. Er hüpfte bisweilen an der Außenlinie umher, zeterte, war schlichtweg unzufrieden. Der Tabellenzweite brachte wenig zustande. Nur Johannes Dörfler hatte ein wirklich gute Chance, aber er schob den Ball knapp am Pfosten vorbei ins Aus (40.).
Die Rot-Weissen profitierten dagegen vor allem von ihren erzwungenen Standards. Nach einem Freistoß von Grund herrschte Alarmstufe Rot in der Krefelder Hintermannschaft (26.), und Dennis Malura kam nach einem Freistoß etwas zu spät (34.). RWE konnte aus der Deckung heraus agieren, machte es ordentlich und engagiert, der KFC indes brachte für einen Titelanwärter relativ wenig Konstruktives auf den Rasen.
Kaum zu glauben, dass das so bleiben würde, denn die Gäste hatten im Titelrennen nach zwei Unentschieden einen Sieg bitter nötig. Doch die erste Chance in Hälfte zwei hatten wieder die Rot-Weissen, als Bednarski eine Flanke verrutschte und KFC-Keeper René Vollath die Kugel an die Querlatte lenkte (51.). Doch Uerdingen drückte aufs Gaspedal und hatte durch Lucas Musculus die große Ausgleichschance, RWE-Torwart Heller parierte den Versuch aus elf Metern (61.).
RWE verteidigte diszipliniert und aufmerksam, aber der Druck nahm zu, zumal die Essener nur noch selten zu kontrollierten Offensivaktionen kamen. Und dann war’s wieder eine Standard, der das 2:0 (76.) brachte. Platzek kam 20 Meter vor der gegnerischen Box zu Fall. Foulspiel, Freistoß. Kevin Grund übernahm und zirkelte die Kugel elegant Netz.
Doch dann kam die Nachspielzeit und der Uerdinger Doppelpack. Erst traf Maximilian Beister, wenig später Johannes Dörfler. Und Essen war erneut am Boden.